Lebenswärme
„Au milieu de l'hiver, j'ai découvert en moi un invincible été.“ (Albert Camus)

Wenn jeder Mensch ein Feuer in sich trägt, das ihn durch sein Leben durch wärmt, so ist doch jedes anders. Es gibt solche, deren Feuer fast immer so lodert, dass man sich fast verbrennt, wenn man mit ihnen zu tun hat. Andere glühen schwach vor sich hin und schaffen es gerade so, ihre eigene Lebensenergie am Glimmen zu halten...

Für mich fühlt sich meine Lebensenergie an wie eine beständige, warme Glut. Ich weiß genau, wann der richtige Zeitpunkt kommt, einen neuen Scheit Holz aufzulegen, damit sie nie ausgeht. Manchmal lodert das Feuer so heftig auf, dass ich die Hitze kaum aushalte, weil ich ein bisschen zu viel aufgelegt habe, doch meist geht von mir eine angenehme, wohlige Wärme aus, mit der ich mich sehr wohl fühle – und viele andere Menschen, die mit mir umgehen, auch. An meiner Wärme nähre nicht nur ich mich alleine, sie reicht auch für andere, die meine Nähe suchen.

Ganz ehrlich, ich schätze es, wenn von anderen eine ähnliche Wärme wie von mir ausgeht. Ich wärme gerne mein Äußeres an ihnen und füttere meine eigene innere Glut damit...

Wie bedauerlich, dass ich dachte, ich könne das auch bei dir... Doch dein inneres Feuer, das du als so stark und kräftespendend betrachtest, bewachst du eifersüchtig. Du willst es mit niemandem teilen. Sobald du das Gefühl hast, jemand möchte sich an dir wärmen, fährst du den Arm aus, um Abstand herzustellen. Vielleicht hast du Angst, deine Wärme würde von mir aufgezehrt und würde nicht mehr für dich reichen. Vielleicht traust du deinem eigenen Feuer nicht. Vielleicht fürchtest du dich, dass deine Energie schwindet, weil du selbst viel mehr Mühe darauf verwenden musst, dein Feuer aufrecht zu erhalten. Du denkst, du gäbest genug Wärme ab – und doch ist es nicht mehr als heiße Luft...
Schade. Für dich.