Mittwoch, 4. Mai 2016
Muttertier
Gute Frau
Ist ja toll
Dass Sie Ihr Kind nicht schlagen

Aber wenn ich Sie so sehe
Wie Sie es bezeichnen
Also, ich weiß nicht...
Und wenn ich Sie so sehe
Wie Sie es kneifen
Also, ich weiß nicht...

Und wenn ich Sie so sehe
Wie Sie es anschweigen
Wie Sie durch es hindurchsehen
Als wäre es nicht da
Wie Sie durch es hindurchsehen
Obwohl es Sie nach einer Ewigkeit fragt
Ob Sie noch böse sind
Wie Sie es ignorieren
Als würde es nicht existieren
Es anschweigen
Als hätte es dieses Kind nie gegeben
Damit es kapiert
Dass es eine Strafe verdient
Und dass die richtig weh tun muss

Also, ich weiß nicht...



Montag, 2. Mai 2016
Frère et sœur



Mittwoch, 27. April 2016
Phantomschmerzen
Draußen scheint die Sonne, und ich zwinge mich hinauszugehen. In meinem Garten blüht alles, was ich im Herbst als Zwiebeln gesetzt hatte, erschlägt mich mit seinen Farben und Linien. Zögerlich sammle ich Zweige und Äste auf, die die letzten Stürme überall verteilt haben. Eigentlich sollte ich mir den Rechen aus der Garage holen, um wirklich alles trockene Gestrüpp zu entfernen. So kann ich nicht mal Rasen mähen.

Aber ich hole ihn nicht. Die größeren Äste werfe ich auf einen Haufen am Bachufer. Denke mir, das blöde Efeu müsste ich auch endlich kurz und klein schneiden, weil es meine Erdbeeren komplett überwuchert.

Aber nicht heute. Mir fehlt die Kraft. Ich sehe, was nicht in Ordnung ist, und ich wüsste sogar, was ich tun könnte, damit es besser aussieht. Aber wen soll das kümmern?

So gehe ich wieder nach drinnen, stehe ein bisschen in der Küche herum, als hätte ich mich darin verlaufen. Setze mich in den Sessel und blättere in einer Zeitschrift, deren Seiten ich eine gefühlte Ewigkeit aufgeschlagen habe, ohne jedoch zu wissen, warum. Was dort geschrieben steht – ich sehe es nicht. Gehe ins Bad und betrachte mein Gesicht eine Zeit lang im Spiegel. Versuche mich anzugrinsen, jämmerliche Grimasse. Will mich am liebsten beschimpfen und trete übereilt die Flucht aus dem Bad an.

Die Treppe hoch, an den Schreibtisch... Während der Rechner hochfährt, sehe ich den Umriss meines Gesichts im schwarzen Bildschirm. Meine eigenen Augen sehen mich an, erst skeptisch, dann verschwommen. In mir drin dieser unförmige Klumpen, in Watte gehüllt und in eine Rettungsdecke verpackt, gibt keine Ruhe, klopft, krampft, schmerzt. Immer noch eine Menge Tränen, die sich ihren Weg über mein Gesicht suchen. Wann hört das endlich auf?

Emotionales Sauwetter. Regen in Strömen. Draußen scheint die Sonne.



Black Hole


Du hast sie gehört, meine Worte
geschluckt
verschluckt
wie ein Schwarzes Loch
aus dem nie wieder etwas zurückkommt
kein Ton
kein Licht
kein Wort
keine Wärme
die zu mir finden

Dein Mund spricht nicht
deine Hände handeln nicht
im Schwarzen Loch
geht die Zeit anders

Unendliches Schweigen
Unendliches Nichts.



Sonntag, 24. April 2016
Splitter
Abends
Vor dem Einschlafen
Lausche ich deinem Atem.
Geht er regelmäßig?
Mühsam komme ich zur Ruhe,
Erst
Wenn du schläfst.
Dann aufschrecken.

Einmal
Zweimal.
Ungezählt

Morgens
Die Erlösung:
Weckerklingeln. Aufwachen. Raus aus dem Bett.
Du
Immer noch neben mir.
Ruhig atmend.
Ich wecke dich nicht.
Schlafende Hunde.

Mach's mir nicht so schwer.
Verlass mich endlich.



Freitag, 22. April 2016
Hey Baby


Hey Baby
Die Sonne lacht
Und dazu dein Lachen
Was will ich mehr

Du willst nicht mehr
Schon klar
Dir reicht das so
Mir aber nicht
Will an deiner Seite einschlafen
Neben dir aufwachen
Deine Sorgen hören
Deinen Ärger teilen
Deine Nähe spüren
Auch bei Regen, Schnee und Graupel
Morgens
Abends
Im März
In Schaltjahren
Am Totensonntag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag

Hey Baby
Die Sonne lacht
Und dazu dein Lachen
Was will ich mehr


Wir lachen und lachen
Reden
Drehen uns um uns selbst
Lachen wieder
Reiben unsere Haut aneinander
Sehen uns an
Lachen
Bis einer aufhört

Hey Baby
Die Sonne lacht
Aber du... ?

Mehr kann ich dir nicht geben.